Genau wie bei anderen Ernährungsrichtungen der Menschen in unserer „zivilisierten“ Welt ist die Bandbreite bei Rohkosternährung groß, und die individuelle Gestaltung der täglichen Ernährung unterscheidet sich bisweilen sehr. Geprägt durch die aktuellen Lebensumstände, die körperlichen & seelischen Anforderungen & natürlich auch die eigene Geschichte. So hat jedeR RohköstlerIn seine/ihre eigene Reise, den eigenen Weg – und der Austausch darüber ist, finde ich, immer wieder interessant & auch inspirierend für die, die gerade auf der Suche sind.
Weil mir gerade das Finden des eigenen Wegs, dem Gefühl folgend & das Leben (& Essen!) genießend, so wichtig sind, möchte ich in meiner Interview-Serie auch nicht in erster Linie die „Promis“ der Szene & ihre Art der Rohkost vorstellen. Vielmehr geht es mir darum, die Bandbreite der individuellen Rohkost und vor allem der Wege dorthin darzustellen. Darum kommt hier heute mal eine Frau zu Wort, die keine Berühmtheit ist & sich selbst noch nicht einmal „Rohköstlerin“ nennt; deren entspannte Art von Rohkost-Reise & deren Fähigkeiten, diese Reise mit allen Umwegen & im Kreis ihrer Familie zu genießen mir jedoch sehr gefällt & sicher für manchen von euch inspirierend sein mag.
Silke: Wie genau ernährst du dich zur Zeit: kannst du beschreiben, woraus sich deine Ernährung zusammensetzt & wie du isst: Rohanteil, zubereitete Rohkost, Urkost, gemischt, mono…
Jademond: Zur Zeit ernähre ich mich vegan. Mein Rohanteil liegt bei 50-80%, manchmal auch 90 %. Für mein Wohlbefinden viel zu niedrig. Das ist grad so eine Phase, die ich zu überwinden versuche. Mein Körper ist ordentlich am Signale geben und entgiften. Am besten und idealsten ist für mich momentan eine gekochte Mahlzeit am Tag, der Rest roh. Das kann ich emotional gut schaffen. Nur roh fällt mir sehr schwer. Aber es kommen auch wieder andere Zeiten.
Silke: Welche Rolle spielen Wildkräuter oder andere Wildpflanzen in deiner Ernährung?
Jademond: Je mehr ich davon esse, desto besser geht es mir. Im Frühling fällt mir das am leichtesten. Da spriesst es überall, und ich bin ausgehungert nach frischem Grün. Dann stürze ich mich drauf. Dann habe ich auch die notwendige Motivation. Im Winter greife ich auf Spinat, Feldsalat und Postelein zurück. Die knabbere ich am liebsten direkt aus der Hand. In Mengen. Ich möchte wieder mehr auf die Zufuhr von ausreichend Grün achten. Das habe ich etwas schleifen lassen. Aber immerhin gibt es grüne Smoothies zum Frühstück.
Silke: Erzählst du ein bisschen was über deinen Weg zur Rohkost? Wie sah deine Ernährung vorher aus, warum zieht es dich zur Rohkost & wie verläuft deine Reise? Wie gehst du mit Umwegen und „Rückfällen“ um?
Jademond: Oh, ich befinde mich ja noch auf dem Weg. Mit 14 bin ich Vegetarier geworden, 15 Jahre später Veganer. Vor 3 (? Die Zeit vergeht so schnell..) Jahren, hab ich angefangen mich mit Rohkost zu beschäftigen und Herumzuexperimentieren. Ich spüre, wie es meinem Körper geht. Ich lerne, ich beobachte, ich ziehe Rückschlüsse. Ich gehe mal zwei Schritte vor und wieder einen zurück, ich bleibe auch mal stehen oder laufe davon. Ein Weg mit Stolpersteinen und Aha-Momenten. Ich betrachte Rückfälle oder Umwege nicht als solche. Sie gehören zum Weg dazu und wollen mir etwas zeigen. Zusammenhänge und alte Muster. Ich habe vorallem noch mit dem emotionalen Aspekt von Essen zu arbeiten. Sehr interessant, der Weg. Mein Körper wird immer feinfühliger und zeigt mir durch Abneigung immer mehr Sachen, die nicht gut für mich sind.
Silke: Du lebst mit Kindern zusammen, essen die auch roh? Essen sie auch Wildkräuter?
Jademond: Unser kleiner Sohn (2,5) isst roh und stillt noch. Momentan ist er allerdings sehr experimentierfreudig, was unrohes Essen betrifft. Klar, er sieht es ja auf unserem Tisch stehen. Wir lassen ihn probieren, versuchen es aber schon noch zu lenken und den rohen Anteil in jeder Mahlzeit überwiegen zu lassen. Ich versuche, gekochte Stärke zu vermeiden, auch Gluten und so Sachen wie Kekse, Tofu, Brot etc bekommt er nicht. Auch kein Zucker.
Die Tochter entscheidet selbst, was sie isst. Mittlerweile hat sie sich für vegan entschieden mit gelegentlichen Ausnahmen in Gesellschaft oder bei Oma. Ausserdem achten wir darauf, Gluten zu vermeiden, wenn das schwierig ist, zumindest auf Dinkelprodukte zurückzugreifen. Zucker isst sie sehr reduziert.
Beide Kinder essen auch Wildkräuter. Die Tochter draussen unterwegs, auch hauptsächlich im Frühling, am liebsten Sauerklee und Blüten. Brennesseln mag sie gern im Eis. Sie ist offen und probiert überall mal. So richtige Mengen futtert sie allerdings nicht weg. Dafür gern einen ganzen Salatkopf zum Abendessen. Wenn sie draussen ist und Hunger hat, weiss sie aber schon, daß es Wildkräuter gibt und man die essen kann. Der Sohn bekommt die Wildies noch untergejubelt im Smoothie oder Eis. Er mag noch nicht so gern auf Blättern rumkauen.
Silke: Wie geht ihr mit dem Essen in der Familie um, wie gestaltet ihr eure Mahlzeiten, was machst du, wenn du roh isst und die Kinder nach gekochtem Essen fragen? Gibt es eine Art Minimal-Konsens, zb daheim nur vegan/vegetarisch?
Jademond: Unser kleinster gemeinsamer Nenner ist vegan. Der Mann isst auch Parmesan und Butter/Ghee. Insgesamt achten wir, wie oben schon geschrieben, auf glutenfrei bzw Dinkel. Wenn ich roh esse und die anderen gekocht (und eigentlich auch ganz oft sonst) gibt es meistens Essen in Form eines Buffets (wir nennen das Gruschelessen –>http://jademondin.wordpress.com/2010/10/26/familienessen/) . Dh es stehen lauter Kleinigkeiten auf dem Tisch, die sich jeder nach Belieben kombinieren kann. Rohes und gekochtes. Dann kann man sich gut eine Mischung nach eigenem Belieben zusammenstellen. Schön ist, daß meine Familie mich wunderbar unterstützt und mich motiviert, roh zu essen. Das ist wirklich toll, vorallem in schwachen Momenten. Ausserdem finden sie mittlerweile die rohen Sachen auch lecker(er). Auf Potlucks kommen alle immer gern mit 🙂
Silke: Wie gehst du mit Essen in Gesellschaft um – Einladungen, Restaurantessen etc? Ist es einfacher, wenn du vegan gekocht isst als wenn du roh isst?
Jademond: Das kommt drauf an. Ich finde es einfacher, roh zu essen, wenn nichtmal was veganes angeboten wird. Dann habe ich kein Problem mich an mein meist mitgebrachtes Essen (man weiss ja nie) zu halten. Wird vegan gekocht oder angeboten, dann kann ich oft nicht nein sagen und esse mit. Auf jeden Fall habe ich bei Einladungen und Ausflügen vorsorglich immer etwas für mich und die Kinder bzw Familie dabei.
Silke: Hast du einen besonderen Rat für Menschen auf dem Weg zur Rohkost?
Jademond: Wie schon die meisten anderen Interviewten vor mir hatten: hört auf Euren Körper, seid nett zu Euch selber, setzt euch nicht unter Druck. Versuche den Weg als Weg zu sehen. Mit Umwegen, mit Stolpersteinen. Guckt genau hin, horcht, was Euer Körper euch sagt. Am wichtigsten finde ich auch die innere Einstellung. Nicht zu verkrampfen. Manchmal geht auf so einem Weg nämlich ganz schnell die Fröhlichkeit verloren.
Mehr über Jademond findet ihr in ihrem Blog .
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