
Nicht alles, was in der Natur wächst, ist für den menschlichen Verzehr geeignet. Was, nebenbei, nicht bedeutet, dass es überflüssig ist & wir es zerstören sollten. Schließlich sind wir nur ein Teil des Ganzen, manche Pflanzen wachsen als Nahrung für andere Tiere oder als Unterstützung anderer Pflanzen. Einige wenige Pflanzen bzw. Pflanzenbestandteile gelten als so hochgiftig, dass ich sie wahrhaftig nicht ausprobieren möchte. Beispielsweise mag ich die Beeren der Eibe sehr gerne, würde aber unbedingt vermeiden, auf deren Kern zu beissen! Das allermeiste jedoch, was natürlicherweise wächst, ist nicht giftig! Und normalerweise lassen schon Geruch und Geschmack erkennen, ob etwas bekömmlich ist für dich oder nicht.
Viele Pflanzen gelten jedoch, glaubt man so manchen Kräuterbüchern, als giftig … obwohl zahlreiche Menschen sie ohne irgendwelche negativen Folgen häufig oder gar regelmässig essen. Das gilt übrigens nicht nur für Wildkräuter, sondern auch für manches, was aus Gärtnereien auf unseren Tisch kommt. Wie z. B. grüne Bohnen, Holunderbeeren oder Kartoffeln, die gemeinhin als in rohem Zustand giftig gelten. Dennoch kenne ich mehrere Menschen (wohl nicht zufälligerweise RohköstlerInnen 🙂 ), die seit Jahren immer wieder davon essen & sich nach wie vor bester Gesundheit erfreuen. Die Tochter beispielsweise isst schon seit dem Alter von drei Jahren sehr gern & immer mal wieder grüne Bohnen. Selbstverständlich roh. Und, anders als bei Experimenten mit Produkten der Kochkostküche hatte sie danach noch niemals irgendwelche Verdauungs- oder sonstigen Beschwerden. Ich selbst habe bis vor Kurzem mehrere Jahre lang jeweils von April bis November nahezu täglich große Mengen an Beinwell gegessen. Der angeblich lederschädigende Alkaloide enthält, die lt. allgemeiner Empfehlung wenn überhaupt nur in kleinen Mengen aufgenommen werden sollten. Selbst Brennesseln (ebenfalls seit Jahren eines meiner Grundnahrungsmittel) sollen, manchem Kräuterbuch zufolge, giftig sein. Mit geht es blendend & auf den Beinwell verzichte ich mittlerweile nur deshalb, weil er hier leider nicht wächst. Ansonsten vertraue ich dabei auf meinen Körper, auf meinen Geschmackssinn, der mir sagt, was ich gerade brauche & wovon ich besser die Finger lasse.
Woher rühren dann aber die verbreiteten Warnungen? Nun, häufig basieren solche Aussagen zur Giftigkeit auf Labortestergebnissen. So haben sich z. B. die erwähnten Alkaloide, in isoliertem Zustand, in Tierversuchen als leberschädigend herausgestellt. Möglicherweise verhalten sich die fraglichen Stoffe in ihrem natürlichen Verbund, also als Bestandteil einer komplett verzehrten Pflanze, ganz anders in unserem Körper. Manchmal macht auch die Menge das Gift. Oder etwas wirkt abhängig vom Zustand des Essenden oder von dem, was er sonst noch isst. So wirken manche Pilze z. B. auf den Einen giftig, während ein Anderer sie problemlos essen kann.
Natürlich heisst das nicht, dass es nicht tatsächlich Pflanzen gibt, deren Verzehr gesundheitsschädlich oder gar tödlich wirken kann. Eine gewisse Vorsicht beim Umgang mit unbekannten Pflanzen ist sicher sinnvoll, jedoch sollten wir uns nicht gleich komplett abschrecken lassen. Besser erstmal lernen, am besten direkt von anderen Menschen, z. B. auf Kräuterwanderungen. Und vor allem auf den eigenen Körper, auf die eigenen Sinne vertrauen … die allermeisten Giftpflanzen schmecken wirklich abscheulich, riechen schon abstoßend, brennen auf der Haut oder erzeugen sonstwie Widerwillen. Kaninchen vergiften sich schließlich auch nicht an unbekannten Kräutern; genau wie sie können auch wir (wieder) lernen, mithilfe unserer Sinne für uns Essbares von Unbekömmlichem zu unterscheiden.
(Hinweis, der Vollständigkeit halber: das ist meine persönliche Meinung, ohne zertifizierten medizinischen oder ernährungswissenschaftlichen Hintergrund!)