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Überflussgesellschaft & Nahrungsverschwendung

Mal was anderes heute. Ein Erlebnis in einem denn’s Biomarkt hier im Umkreis vor einigen Tagen: die Angestellte hatte beim Nachfüllen der Weintrauben lose Trauben aussortiert und in eine Extra-Kiste geworfen – für den Müll. Sie waren nicht etwa für die Angestellten des Ladens oder für irgendeine Tafel oder andere wohltätige Maßnahme vorgesehen, sondern sollten tatsächlich weggeworfen werden. So teilte man mir auf meine Nachfrage hin mit. Der größte Teil der Trauben war vollkommen in Ordnung, höchstens ein paar vereinzelte Früchte darunter waren verdorben. So eine Verschwendung … während gleichzeitig unzählige Menschen draußen durch die Straßen laufen, die sich solche Früchte (oder überhaupt ausreichend und gutes Essen) nicht leisten können. Diese Trauben werden dort normalerweise für einen Preis von 7,99 EUR/kg angeboten. Ich fragte also, ob ich die Trauben – es waren vielleicht 300 oder 400 Gramm – haben könne. Man bot sie mir für 3,99 EUR an. Ich sagte „Nein, nein, ich meine, wenn Sie sie doch in den Müll schmeissen, möchte ich sie für umsonst mitnehmen. Nicht bezahlen.“ Daraufhin erklärte mir die hinzugerufene Marktleiterin, dass das nicht ginge. Was den Laden verlässt, so sagte sie, müsse bezahlt werden. (Es sei denn, es verlässt den Laden in der Mülltonne – oder wie?!? Müllcontainer werden ja seit einigen Jahren auch so eingesperrt, dass niemand mehr daran kommt – containern, Nahrungsbeschaffung aus dem Müllcontainer, wie es in anderen Ländern teilweise noch möglich ist, geht in Deutschland wohl auch nicht mehr so einfach?) … Sie war durchaus bemüht, trotz der geltenden Geschäftspolitik eine Lösung zu finden (oder war ich nur ausreichend penetrant? 😉 ) und so einigten wir uns schließlich darauf, dass ich die Trauben für den Preis einer Kiwi (29 Cent) mitnehmen durfte.

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Glücklicherweise bin ich nicht so arm und auch nicht so hungrig, dass ich darauf angewiesen wäre, mir mein Essen auf diese Art zu erbetteln. Und ich hätte die erbeuteten Trauben gern auch weitergegeben, wenn ich im (mir unbekannten) Umkreis jemand gefunden hätte, der sie dringender gebrauchen konnte als ich.

Dennoch ärgert mich eine solche Verschwendung. Wieso werden in unserer Gesellschaft Nahrungsmittel weggeworfen, wenn es doch gleichzeitig mehr als genug Menschen gibt, die sie gut gebrauchen könnten? Vor einigen Jahren wurde in meinem damaligen Stamm-Biomarkt die nicht mehr so schöne Ware jeden Abend ab 19 Uhr zum halben Preis verkauft. Das haben sie damals dann auch eingestellt … Gott weiss warum … und haben die Sachen stattdessen weggeworfen. Im vorletzten Jahr ging auf Teneriffa die Entsorgung von Tausenden von Kilo Bananen aus einer Überproduktion in den Müll durch die Presse – während gleichzeitig Mütter und Kinder ohne Geld für Essen auf der Straße leben. Und und und … Beispiele gibt es zuhauf. Kann mir bitte jemand diese Welt erklären?? … Oder, noch lieber, sie mit mir zusammen verändern? 🙂

Ausgehen

Ja, die Rohkost beeinflusst auch unser soziales Leben. Aber nein, sie macht uns nicht zwangsläufig zu Aussenseitern. Selbst wenn es dir auf den ersten Blick so scheint: auch als RohköstlerIn kannst du zum Essen ausgehen & am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Der Frutarier Michael verrät in seinem Blog den Trick, wie du sogar mit Freunden, Bekannten, Kollegen zusammen essen kannst, ohne komplizierte Absprachen mit der Restaurantküche und ohne ständig Fragen deiner BegleiterInnen zu deiner Ernährung beantworten zu müssen. Das Geheimnis liegt in der Auswahl eines Restaurants mit einem großen guten(!) Salatbuffet, am besten „All-you-can-eat“. Du lädst dir deinen Teller voll mit köstlichen frischen Salaten, Gemüsen, Früchten & isst mit den anderen, ohne die Rohkost-Ernährung irgendwie thematisieren zu müssen. Klingt das nicht wundervoll?

Salatbuffets zur Selbstbedienung mit angemessenem Preis-Leistungsverhältnis, die mich auch qualitativ zufriedenstellen, sind in Deutschland leider noch nicht so verbreitet. Zumindest habe ich in den letzten Jahren im norddeutschen Raum eher wenige gefunden. Eine weitere Möglichkeit sind gute (vorzugsweise vegetarische) Restaurants mit einer großen Salatauswahl, die unkompliziert mit kleinen Änderungswünschen wie dem Weglassen des Dressings oder der gerösteten Nüsse umgehen. In Hamburg bietet sich da z. B. das Tassajara in Eppendorf an. Neuerdings gibt es ja auch noch das vegane Restaurant Leaf, dass ich vielleicht im Sommer ausprobieren werde.

Über Tipps zu weiteren Rohkost-/Veganer-geeigneten Restaurants, sowohl in Deutschland als auch auf Teneriffa, freue ich mich natürlich sehr!

In gemischter Gesellschaft

Essen dient bekanntlich nicht nur der Ernährung des Körpers sondern hat auch eine soziale Komponente. Gemeinsame Mahlzeiten sind ein wesentlicher Bestandteil gesellschaftlicher Zusammenkünfte. Eine andere Art der Ernährung erfordert so auch neue Herangehensweisen an solche Ereignisse & manchmal einen wohlüberlegten Umgang mit anderen Menschen. Gleich vorweg: wirklich problematisch muss nichts dadurch werden!