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Die Menge macht das Gift. Oder: ist mehr Gutes besser?

Superfoods sind doch so super-gesund; sollte ich also möglichst viel davon zu mir nehmen? Ein Pfund Wildkräuter im Smoothie vermixen, um ausreichend Grün zu dir zu nehmen – macht das Sinn? Warum vertragen manchen Menschen Pilze, die auf andere giftig wirken? Ab und zu ein Glas Wein – schadet das? Zuviel Geld verdirbt den Charakter?

All diese Fragen laufen auf die Frage nach dem „richtigen Maß“ hinaus. Doch wieviel ist „richtig“? Lässt sich das allgemein beantworten? Und sind manche Dinge nicht grundsätzlich „schlecht“ oder „gut“?

Der dir wahrscheinlich bekannte, im Mittelalter lebende persische Sufi-Mystiker und Dichter, Rumi, dessen Verse & Zitate ich für ihre Schönheit & Weisheit sehr schätze, antwortete auf die Frage eines Schülers „Was ist Gift?“ folgendermaßen:

„Alles, was über unseren Bedarf hinaus geht, ist Gift. Mag es Macht sein, Wohlstand, Hunger, Ego, Gier, Faulheit, Liebe, Ehrgeiz, Hass oder irgendetwas anderes.“

Genau so ist es! Alles, was mehr ist als du brauchst, ist Gift für dich. Und alles, was du wirklich brauchst (sei es körperlich, seelisch oder für deine Entwicklung), ist für dich „gut“.

Das gilt für Nahrung ebenso wie für alles andere. Die beste Nahrung der Welt tut, im Übermaß genossen, auch nicht wirklich gut. Ob du nun an die herausragende Bedeutung der sogenannten Superfoods glauben magst oder nicht: wenn du in deinen Smoothie gleich ein halbes Dutzend davon hineinlöffelst, wirst du deinen Körper in jedem Fall eher überlasten als ihn sinnvoll zu nähren. Wenn du dich an den köstlichsten Früchten der Welt ständig überisst, wirst du deinem Körper damit vermutlich mehr schaden als wenn du täglich kleine Mengen gekochter Nahrung zu dir nimmst. Während ein bisschen Ehrgeiz dir helfen kann, deine Ziele zu erreichen, lässt übertriebener Ehrgeiz dich ohne Rücksicht, Mitgefühl & Verstand handeln & wirft dich außerdem eher aus der Bahn. Jemand, der aufgrund von Krankheit unter starken Schmerzen leidet, profitiert vielleicht von sinnvollen Mengen Marihuana, doch das heisst noch nicht, dass es jedem Gesunden ebenfalls gut tut. Ein wenig Schokolade kann sehr tröstlich sein und in entsprechenden Momenten gut tun – doch täglicher Schokoladengenuss dich aus dem Gleichgewicht bringen und deinen Zähnen, deiner Figur & deiner Gesundheit schaden.

Was du – dein Körper, deine Seele – wirklich brauchst, ist individuell verschieden & variiert auch im Laufe der Zeit und mit deinen Lebensumständen. Die Kunst besteht darin, zu erkennen, was du wirklich brauchst. Und es dir, im für dich richtigen Maße, zu geben. Ohne zu übertreiben. Und ohne irgendetwas aufgrund von Regeln in deinem Kopf von vorneherein abzulehnen.

Höre auf dich, auf dein Herz, dein Gefühl, sei offen für deine (sich wandelnden) Bedürfnisse, Wünsche und für die Möglichkeiten. Lass dich nicht von Dogmen bestimmen, sondern entscheide in jedem Moment neu, was für dich richtig ist und was nicht. Bei deiner Ernährung & auch in jedem anderen Bereich deines Lebens!

Wenn du das wirklich tust … ALLE deine Glaubenssätze immer wieder hinterfragen; nichts dauerhaft als sicher & wahr akzeptieren, wird deine Welt wachsen. Dir eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten … und dein Leben wird ein herrliches, aufregendes, wundervolles Abenteuer! 🙂

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Der Vollständigkeit halber hier noch das komplette Zitat von Rumis Antworten auf die Fragen seines Schülers:

„Was ist Gift?“
„Alles, was über unseren Bedarf hinaus geht, ist Gift. Mag es Macht sein, Wohlstand, Hunger, Ego, Gier, Faulheit, Liebe, Ehrgeiz, Hass oder irgendetwas anderes.“

„Was ist Angst?“
„Das Nicht-Akzeptieren von Unsicherheit. Wenn wir Unsicherheit akzeptieren, wird sie zum Abenteuer.“

„Was ist Neid?“
„Das Nicht-Akzeptieren vom Guten in Anderen. Wenn wir dieses Gute akzeptieren, wird es zu Inspiration.“

„Was ist Ärger?“
„Das Nicht-Akzeptieren von Dingen, die außerhalb unserer Kontrolle liegen. Wenn wir akzeptieren, wird er zu Toleranz.“

„Was ist Hass?“
„Das Nicht-Akzeptieren der Person wie sie ist. Wenn wir die Person ohne Bedingungen akzeptieren, wird er zu Liebe.“


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Was, wieviel, wie oft pro Tag essen?

Häufig höre ich die Frage, was ich denn so über den Tag esse. Wieviel. Und wie oft.

Die Antwort? Ist jeden Tag anders 🙂

Allgemein esse ich überwiegend Früchte und Grünzeug. Die meiste Zeit in den letzten Jahren überwogen süße Früchte. Momentan mag ich es lieber etwas weniger süß. Mein Lieblingsgrün sind Wildkräuter, mein Ideal ein sehr hoher Wildkräuter-Anteil. Dieses Ideal habe ich in Deutschland auch jahrelang gelebt; hier auf Teneriffa ist es leider schwierig, so dass ich meistens auf Kulturgrün ausweiche. Fettarm – ich finde mich überwiegend im 80/10/10-Konzept wieder, ohne das als Vorgabe oder gar Dogma zu benutzen. Obwohl ich selten mit einer Banane pro Mahlzeit auskomme, liegen meine Mengen jedoch deutlich unter den häufig propagierten „30 Bananen am Tag“.

Wie oft esse ich pro Tag? Auch das variiert – ich habe keine festen Essenszeiten, sondern esse dann, wenn ich hungrig bin. Lieber öfter und kleinere Mengen als Riesenportionen. Abends achte ich meistens darauf, nicht später als 8, im Winter als 7, zu essen, weil ich weiss, dass ich dann besser schlafe. Außerdem mag ich abends gern mit der Tochter zusammen essen – ein gemeinsamer Abschluss bevor sie danach schlafen geht. Über den Tag haben wir ansonsten selten gemeinsame Mahlzeiten, eben weil wir zu unterschiedlichen Zeiten hungrig werden.

Meine Essensmengen beschreibe ich eigentlich nicht so gern – denn wieviel du zum Essen brauchst, ist individuell total unterschiedlich! Mein Bedarf ist im Laufe der Rohkost-Jahre stark gesunken – mit meinen Mengen wirst du als Rohkost-AnfängerIn kaum auskommen. Auch deine körperliche Aktivität, die Außentemperaturen, deine Lebenssituation usw. spielen eine Rolle. Besser, als sich an meinem Speiseplan oder dem anderer zu orientieren, ist es, wenn du lernst, auf deinen eigenen Körper zu achten. Horche in dich hinein, spüre, wenn du Hunger hast und was du gerade brauchst. Iss, wenn du hungrig bist und höre auf, wenn du satt bist – letzteres, ich weiss es selbst, ist nicht so einfach, wie es klingt. Essen ist eben auch mit Vergnügen, Genuss, verbunden, und wenn es gut schmeckt, essen sicher die meisten von uns öfter mal über ihren Bedarf hinaus.

Ich beschreibe dir mal zwei exemplarische Tage aus der letzten Woche hier bei mir … zur Veranschaulichung, wie die alltägliche Rohkost im Sommer so aussehen kann:

Am Montag habe ich um ca. 13 Uhr das erste Mal etwas gegessen. 1 Banane war es – ich war unterwegs und hatte nicht mehr dabei, sonst hätte mein Hunger auch für zwei oder drei davon gereicht :). Zwei Stunden später (noch immer unterwegs) hab ich mit der ebenfalls hungrigen Tochter eine Gurke geteilt, am späten Nachmittag gab es dann eine halbe kleine Papaya und eine Handvoll Löwenzahn. Zum Abendessen um ca. halb acht habe ich eine große Portion Spinat, eine Salatgurke, drei Tomaten, zwei Stangen Sellerie und etwa eine halbe Tasse selbstgemachten Cashew-Tomaten-Käse gegessen. Der Tag war etwas sehr knapp an süßen Früchten und ich hatte später noch Appetit, deshalb gab es etwa zwei Stunden nach dem Abendessen noch fünf Deglet Datteln.

Am Dienstag habe ich etwa um halb elf mit dem Essen angefangen. Zuerst gab es Wassermelone, ca. 500g. Um halb eins dann ein kleines Glas Melonenmilch (aus einer Cantaloupe-Melone gemixt und mit der Tochter geteilt; ich schätze ich hatte knapp ein Drittel der Melone). Um zwei eine kleine Papaya und fünf Deglet Datteln. Um halb vier einen Smoothie aus 2 Bananen, etwas Ingwer und viiiiiel Löwenzahn :). Und am Abend dann wiederum reichlich Spinat, etwas Rucola, eine halbe Tasse Linsensprossen und eine Kochbanane.

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Warum wir Schokolade essen

„Dein tiefstes Begehren [ist] Intimität, denn, in Wahrheit, bist du so offen wie die Liebe — aber du hälst dich selbst für ein getrenntes, isoliertes Individuum. Deshalb planst und träumst du davon, in deiner Beziehung das zu erfahren, was du in Wirklichkeit bereits bist.

Du willst finanzielle Sicherheit genießen, denn, in Wahrheit, bist du der Überfluss, obwohl du annimmst, nur Anstrengung könne dir ein Gefühl von Leichtigkeit verschaffen …

Du willst Schokolade essen, denn tief in deinem Herzen, bist du glückselige Fülle, obwohl du dich oft deren Vergnügen verschließt und so nach ihrem Geschmack suchst.“

Im englischen Original: „Your deepest desire [is] intimacy because, in truth, you are open as love–but you assume yourself to be a separate, isolated individual. So you scheme and dream to experience in your relationship what, in truth, you already are.
You want to enjoy financial security because, in truth, you are abundance, although you assume only effort will provide a feeling of ease…. You want to eat chocolate because, deep in your heart, you are blissful fullness, though you often close to its pleasure and so seek its taste“.)

von David Deida

Das Universum ist Liebe, und du bist ein Teil davon, du bist alles. Sei dir deiner Liebe, deiner Fülle, deiner Vollkommenheit bewusst – und du brauchst kein Essen mehr als Seelennahrung, als Ersatz. Genieße Nahrung nur dann, wenn dein Körper sie braucht.

Wieviel esse ich an einem Tag?

Häufig werde ich gefragt, was & wieviel ich bzw die Tochter an einem Tag so essen. Was wir so essen zeige ich hier ja gern. Zu den Mengen schreibe ich eher selten etwas, weil ich nicht glaube, dass die Mengenangaben dessen, was mich sättigt, für dich hilfreich sind. Möglicherweise erschiene dir eines meiner Wassermelonenfrühstücke riesig (das sättigende Volumen ist bei Melone in der Regel deutlich größer als beim Frühstücksbrötchen oder -müsli), eventuell käme dir eine meiner Mahlzeiten oder die Übersicht über das, was ich am Tag esse, auch sehr gering vor. Mein Nahrungsbedarf hat nach mehreren Jahren der Rohkost erkennbar abgenommen. Darüberhinaus schwanken die Mengen auch durchaus. Während der Stillzeit der Tochter habe ich z. B. viel mehr gegessen als jetzt, wenn es warm ist, brauche ich weniger als wenn ich friere usw.

Verarbeitete Rohkost, mit Kernen/Nüssen oder Trockenfrüchten, ist konzentrierter als frische Früchte und Blätter – daher reicht davon ein geringeres Volumen. Andererseits esse ich, in Kalorien gemessen, sicher viel mehr, wenn ich davon esse, weil einfach mehr auf einmal in meinen Bauch passt. Ich merke bei solchem Essen auch, wie leicht ich mich damit überesse – also mehr esse, als ich eigentlich brauche.

Auch bei der Tochter variieren die Essensmengen enorm – je nach Entwicklungsphase (Wachstumsschübe), körperlicher Aktivität etc. Und auch sie isst sehr viel mehr, wenn sie verarbeitete Rohkost isst – häufig ohne dabei wirklich zufrieden zu werden.

Besonders unter den 80/10/10-orientierten Früchteessern ist das Vorführen der täglichen Essensmengen sehr beliebt. Freelee aus Australien macht das gerne, und auch Kristina aus Texas. Für Neueinsteiger in die Früchteernährung mag es hilfreich sein, das zu sehen – um einfach mal einen Eindruck davon zu bekommen, dass du so viel essen sollst/darfst, wie du magst. Denn wer von einer Standardernährung kommt, muss häufig erst lernen, ausreichende Mengen zu essen – die bei Früchten, siehe oben, eben viel „größer“ aussehen. Sowohl Freelee als auch Kristina sind, ihrer eigenen Darstellung nach, körperlich sehr aktiv, Kristina ist Langstreckenläuferin und braucht schon allein deshalb vermutlich viel mehr Nahrung als beispielsweise ich.

Die Wahrnehmung der Mengen ist zudem relativ: während unseres Besuchs bei jademond empfanden unsere Gastgeber unsere Essensmengen als extrem gering, während ich das Gefühl hatte, zu der Zeit ziemlich viel zu essen.

Zusammengefasst: der Mengenbedarf ist individuell verschieden und variiert je nach Lebensumständen.

Lass dich nicht irritieren von dem, was & wieviel andere essen – iss so viel, dass du satt und zufrieden bist. Nicht mehr und nicht weniger. Vielleicht kommt es dir (oder anderen) viel vor. Oder wenig. Du wirst schon spüren, ob es richtig ist oder nicht. Du selbst bist der einzige für dich relevante Maßstab!