Früchte vs Multivitaminsäfte

Vor ein paar Tagen bin ich bei Recherchearbeiten für einen Job über das Testergebnis von Ökotest Anfang dieses Jahres gestolpert. Multivitaminsäfte haben sie getestet. Mit erschreckenden Ergebnissen. Bei uns zu Haus gibt es schon seit über 8 Jahren keine fertigen Säfte mehr, doch viele sich durchaus bewusst ernährende Menschen halten Multivitaminsäfte für einen gesunden Beitrag zu ihrer Ernährung – auch ich habe das vor vielen Jahren mal geglaubt. Zumindestens dann, „wenn es mal schnell gehen soll“ oder mit der Einschränkung „besser als gar nichts“, wenn es mal an Zeit oder Gelegenheit zum Einkaufen oder schlicht am mangelnden Angebot im Laden mangelt.

Jedoch – weit gefehlt! Die Multivitaminsäfte sind nicht nur nicht gesund, sondern im Gegenteil eher gesundheitsgefährdend – und zwar nicht nur aus Rohköstlersicht. Für VegetarierInnen und VeganerInnen darüberhinaus noch relevant: sie sind nicht einmal unbedingt vegetarisch!

Klar war für mich seit langem, dass die pasteurisierten Säfte im Vergleich zu frischen Früchten und Gemüsen (und auch im Vergleich zu frisch gepressten Säften) einfach „tot“ sind, wesentlich weniger Vitalstoffe enthalten als Frischkost. Die Hersteller bewerben ihre Säfte allerdings mit dem hohen Vitamingehalt – der folglich nicht natürlich sein kann. Was in den angeblich so gesunden Säfte steckt, erklärt dieser Fernsehbeitrag aus der ARD Mediathek.

Der erste Multivitaminsaft kam 1979 auf den Markt. „Dr. Koch’s Trink 10“. 10 Früchte plus 10 lebenswichtige Vitamine – so wurde er damals angepriesen und an der Rezeptur hat sich seitdem nichts grundsätzliches geändert: die Basis für den Multivitaminsaft bilden Apfel-, Orangen- und Birnensaft; für den exotischen Geschmack werden Aromen (Maracuja, Mango, Ananas, Guave) hinzugefügt. Die grelle Farbe stammt nicht etwa von den enthaltenen Früchten sondern ist das Ergebnis der zugesetzten Vitamine.

  • Die Säfte sind nicht etwa direkt gepresst, sondern werden aus rückverdünnten Saftkonzentraten hergestellt.
  • Da bei der Herstellung dieser Konzentrate das Aroma verloren geht, werden den Säften bei der Wiederaufbereitung Aromen zugesetzt.
  • Dass in dieser Mischung keine nennenswerten Mengen an Vitaminen (oder sonstigen Vitalstoffen) enthalten sein können, ist offensichtlich.
  • Im nächsten Schritt werden den Säften dann also künstliche Vitamine zugesetzt.
  • Über die Vitamine hinaus, die natürlicherweise in die Ursprungsfrüchte gehören, werden dabei auch Vitamine zugesetzt, die aus anderen, teilweise tierischen, Quellen stammen: Vitamin B12, E und Biotin.
  • Damit die Angaben über den Vitamingehalt auf dem Etikett auch garantiert stimmen, werden tatsächlich noch weitaus höhere Mengen an Vitaminen zugesetzt. Womit diese gefährlich hoch überdosiert werden. Von Folsäure beispielsweise ist damit schon in einem Glas Saft evtl. der 2,5 fache Tagesbedarf eines Erwachsenen enthalten. Welche Nebenwirkungen das haben kann, ist bei zahlreichen Vitaminen nicht abschließend erforscht. Beim standardmäßig ebenfalls enthaltenen künstlichen Beta-Carotin ist sogar bekannt, dass es, in großen Mengen aufgenommen, mindestens bei Rauchern das Krebsrisiko signifikant erhöht. Wie das bei Nichtrauchern aussieht, weiss man nicht so genau.

Einzig die Bio-Varianten der Multivitaminsäfte sind einigermaßen okay, da die Biorichtlinien offenbar den Einsatz sowohl künstlicher Vitaminzusätze als auch von Aromen verbieten. Das macht die Biosäfte vermutlich zumindestens weniger gefährlich als die anderen – erhitzt sind sie natürlich trotzdem.

Das Fazit ist klar, oder? Verzichte besser auf derartige „Vitaminbomben“ – es gibt nur einen Weg, deinen Körper mit ausreichend Vitalstoffen zu versorgen: iss möglichst viele frische Früchte und Gemüse!

Quellen:
ARD Mediathek
Ökotest