Algen

Von den einen als Superfood gepriesen, von anderen abgelehnt, weil nicht zur ursprünglichen Nahrung des Menschen gehörend: wie zu so vielem gibt es auch zu Algen viele verschiedene Meinungen in der Rohkost-Welt. Meine Meinung dazu ist, klar: ganz nach Bedarf, nach Gefühl. Probier es aus, wenn du willst; höre auf deinen Körper. Ein notwendiger Bestandteil für eine ausreichende Ernährung sind Algen sicher nicht. Sie enthalten aber jede Menge wertvoller Inhaltsstoffe: die Vitamine A, B1, B2, B3, B6, B12, C, E, G, K und S, mindestens 28 Mineralien, insbesondere auch große Mengen an Jod (wichtig für die Drüsen). Omega-3-Fettsäuren ebenfalls. Algen stimulieren den Stoffwechsel, helfen beim Abbau von Ablagerungen, reinigen und stärken den gesamten Körper und verbessern somit u. a. auch das Erscheinungsbild der Haut. Aus dieser Sicht also durchaus eine wertvolle Ergänzung unserer Ernährung!

Ich persönlich mag Algen auf jeden Fall sehr gerne; auch meine Tochter liebt sie. Am liebsten ganz frisch – zum Beispiel den Blasentang, den wir weiter im Norden Europas so gern geerntet haben.

Fucus-Algen (Blasentang) an der Küste der Isle of Wight, bei Ebbe.


Zur Zeit leben wir wieder recht nah am Meer – dem Atlantik nun, in dem immerhin Wakame-, Dulse und weitere Algen wachsen sollen. Mal schauen, ob wir hier irgendwo welche finden werden!

Wie, in welcher Form, lassen sich denn Algen nun eigentlich genießen? Wie bei allem, was wir so essen: frisch sind sie sicher am besten, sowohl was den Geschmack als auch den Nähr- & Vitalstoffgehalt betrifft! Glücklich, wer küstennah wohnt & gelegentlich einfach mal welche sammeln kann! Für alle anderen gibt es ab und zu, saisonal bedingt, auch frische, rohe Algen zu kaufen. Zum Beispiel bei Orkos oder bei Veggie’s Delight. Einfacher & das ganze Jahr über erhältlich sind getrocknete Algen. Die gibt es, in Rohkostqualität, beispielsweise im Wurzel-Shop. Auch in Bio- und in Asia-Läden wird ein großes Sortiment an getrockneten Algen angeboten, die allerdings meist bei hohen Temperaturen getrocknet wurden und somit leider kaum noch Leben enthalten. Natürlich könnt ihr auch frische Algen selber trocknen – einfach an der Luft liegen lassen.

Getrocknete Algen können zwar auch trocken gegessen werden, allerdings sind sie dann sehr salzig – und sehr trocken 😉 . Ich mahle sie so übrigens gern zu Pulver, das meine Tochter dann wie Salz verwendet oder mit Wasser zusammen zu einer Suppe anrührt – roh-vegane Tütensuppe sozusagen :).
Für den Verzehr im Ganzen besser ist es, sie, wie Trockenfrüchte, vorher einige Stunden lang einzuweichen. Anschliessend schmecken sie lecker zu Avocado, Wurzeln, Nüssen/Kernen und gekeimten Hülsenfrüchten. Auch die Kombination mit Süßem, z. B. mit Sonnenblumenkernen & Rosinen oder mit Süßkartoffeln & Datteln, ist sehr reizvoll. Spaghetti-Algen, die eine Form wie schmale Bandnudeln haben, bieten sich als rohes „Nudelgericht“ an. Wakame, Dulse oder Meeressalat lassen sich, pur oder gemischt mit Blattsalaten, als Salate anrichten. Sogar das vermutlich bekannteste Algen-Gericht, Sushi, lässt sich als roh-vegane Version herstellen: rohe, zu Sushi-Blättern gepresste Nori-Algen gibt es neuerdings bei lifefood; das passende Rezept dazu findet ihr hier.

Auf den Verpackungen der Algen im Handel finden sich häufig Warnhinweise zum hohen Jodgehalt, die einen mengenmäßig beschränkten Verzehr empfehlen. Wie ihr das handhaben wollt, müsst ihr natürlich selbst entscheiden. Vielleicht helfen euch die folgenden Überlegungen dabei: In Japan essen die Menschen traditionell schon immer große Mengen an Algen, ohne sich durch übermäßig viel Jod irgendwie zu schaden. Meiner Beobachtung nach ist es auch hier wieder eine gute Idee, auf den Körper und seine Reaktionen zu achten. Ein natürlich ernährter Körper signalisiert seinen Bedarf recht zuverlässig durch den Appetit. Meine Tochter hat seit dem Alter von noch nicht mal 2 Jahren Algen gegessen, soviel sie wollte. Nach längerer „Abstinenz“ futtert sie oft große Mengen auf einmal; bekommt sie mehrere Tage in Folge Algen, lässt ihr Appetit darauf nach einiger Zeit nach. Ich selbst esse seit mehreren Jahren Algen, oft & manchmal in großen Mengen, & sie bekommen mir ausgezeichnet!

Optimal: regional & bio

Nach und nach haben wir inzwischen Quellen für unsere Nahrung gefunden – für unbehandelte frische Früchte & Gemüse aus regionalem Anbau, Mandeln, Sonnenblumenkerne, Datteln. Kokosnüsse. Nüsse und einige wenige Trockenfrüchte in Rohkostqualität haben wir auch entdeckt. Wir kaufen auf Bauernmärkten und am Biostand im Mercado Municipal in Puerto de la Cruz. Letzterer bietet außer (zertifiziertem) Bio-Obst & -Gemüse, sowohl lokalem als auch importiertem, auch einige Öle, Trockenfrüchte, Datteln, Mandeln & Nüsse.

Auch Wildkräuter wachsen hier überall reichlich. Wer den Blog in den letzten Wochen verfolgt hat, weiss schon einiges darüber. Momentan haben wir in der Nähe unseres Domizils Malve und Brennessel, unterwegs finde ich meist noch Kapuzinerkresse, wilden Fenchel, Vogelmiere … Löwenzahn, den, den ich aus Deutschland kenne, hab ich bisher nur einmal gesehen, und Giersch noch gar nicht.

Importierte Früchte sind hier übrigens ziemlich teuer. Auch das ein Grund, das regionale Angebot zu nutzen. Dafür gibt es aber noch weitere gute Gründe:

  • Höherer Vitalstoffgehalt – der lässt nämlich nach der Ernte kontinuierlich nach; je länger die Transportzeiten, desto geringer die Menge der verbleibenden Vitalstoffe.
  • Regional wachsende Pflanzen, insbesondere Wildpflanzen, sind optimal an die Region angepasst & können damit unserem Körper das geben, was er in seiner aktuellen Umgebung besonders braucht.
  • Geringere Mitwelt-Belastung durch kürzere Transportwege

Eine überwiegend regionale roh-vegane Ernährung ist in vielen Gegenden dieser Welt klimabedingt gar nicht oder nur zeitweise möglich. Z. B. in Deutschland. In dem Fall halte ich es für wichtiger, eine gute Versorgung sicherzustellen und dafür auf importierte Früchte zurückzugreifen. Wir können der Welt, in der wir leben, nur gut tun, wenn es uns selbst gut geht. Zu hungern oder Nährstoffmängel zu riskieren, hilft niemandem weiter. Wir sind entwicklungsgeschichtlich nun mal auf Früchte, besonders auf tropische Früchte, „geeicht“ – besser sie als Importware zu essen als gar nicht!

Was die Belastung der Mitwelt durch Transporte usw betrifft, so ist es tatsächlich so, dass der weitaus größte Energiebedarf nicht für den Transport der Früchte anfällt, sondern für deren Erzeugung und Lagerung. Eine Studie hat vor einigen Jahren sogar gezeigt, dass es unter ökologischem Gesichtspunkt besser ist, im Frühling in Nordamerika aus Neuseeland importierte Äpfel zu essen als die lokalen, die über den Winter in gigantischen Kühlhäusern gelagert werden. Ich nehme an, dass sich das in Deutschland ähnlich verhält!

Zusammenfassend: Frische Früchte und Gemüse sind gesünder als alles andere, was wir essen könnten. Egal, ob lokal oder importiert, und egal ob bio oder nicht. Eine Banane aus konventionellem Anbau ist immer noch weitaus besser als Bio-Käse. Und frische Orangen tun mir trotz konventioneller Anbaumethoden besser als Bio-Trockenfrüchte. Optimal ist sicher eine Ernährung aus lokaler, saisonaler, unbehandelter frischer pflanzlicher Nahrung. Ebenso wichtig ist aber eine möglichst große Auswahl unterschiedlicher Früchte & Gemüse, ggfs inklusive importierter Ware, zur Deckung des Vitalstoffbedarfs. Ich versuche, mich so weit wie möglich von regionalen, saisonalen und unbehandelten Früchten, Gemüsen & natürlich Wildkräutern zu ernähren, greife aber, wenn das aus irgendwelchen Gründen nicht möglich ist, auf gute, saisonale & möglichst sonnengereifte Importware zurück. Und auch wenn ich es aus gutem Grund vermeide, pestizidbelastete Trauben, Beeren, Kirschen und ähnliches zu kaufen: lieber esse ich mal (geschälte) Früchte aus konventionellem Anbau als mich überwiegend von Nüssen und Trockenfrüchten in Bioqualität zu ernähren.

Familien-Rohkost: Grundnahrungsmittel

Viele unserer Grundnahrungsmittel bieten sich hier auf Teneriffa noch mehr als in Deutschland als Basis unserer rohköstlichen Ernährung an: günstig, sättigend, nährend – und hier auch noch aus regionalem Anbau. Süßkartoffeln gehören dazu, Avocados, Orangen, Papayas, Mandeln und natürlich Bananen. Die hiesigen Bananen sind andere, kleinere, geschmacklich intensivere als die, die wir aus Deutschland kannten. Sehr lecker! Ebenso wie in Deutschland sind sie selbst in Bio-Qualität günstig zu bekommen, besonders, wenn man, wie ich, die schon reifen Früchte bevorzugt.

Die meisten Kinder mögen Bananen auch pur; für die anderen & damit’s nicht so schnell langweilig wird, hab ich für euch mal ein paar einfache Zubereitungsideen zusammengestellt. Immer die erste Idee & bei meiner Tochter grad wieder hoch im Kurs: der Grüne Smoothie aus Banane und Brennesseln. Wenn ihr viele frische Brennesselsamen mit hineinmixt & den Smoothie kurz stehenlasst, wird er etwas fest & kann so auch gut als Pudding auf einen Teller gestürzt werden. Oder als Tortenfüllung verwendet werden. Natürlich lassen sich Smoothies auch mit anderen Wildkräutern und/oder weiteren Früchten zubereiten.

Weitere Serviervorschläge:

  • Bananenmasala – gemixt mit Gewürzen wie z. B. Zimt, Kardamom, Ingwer. Gerade in der kalten Jahreszeit angenehm wärmend!
  • Kombiniert mit Kokosnuss und Hokkaidokürbis auch farblich ein Genuss.
  • Zusammen mit Currydipp zum Einstippen.
  • Bananen halbieren, in Carob oder gehackten Nüssen wälzen und auf Holzstiele gesteckt als Lollis servieren. Oder die halbierten Bananen auf Holzstielen einfrieren -> Eis am Stiel!
  • Banane in kleineren Stücken einfrieren & im Mixer zu Eiscreme verarbeiten. Pur oder mit anderen (nicht gefrorenen Früchten) zusammen.
  • Banane, Carobpulver und geriebene reife Kokosnuss glatt mixen, über Nacht im Kühlschrank festwerden lassen: fertig ist eine frische & vergleichsweise leichte Schokolade.
kakao

Superfoods: Kakao

Manche preisen ihn als Superfood, andere warnen vor negativen Auswirkungen bei häufigem oder regelmäßigem Verzehr: Kakao.