Relativ gesund?

Was ist Gesundheit? Mit dieser Definition tun sich selbst die, die sich die Gesundheit als Daseinszweck auf ihre Fahnen geschrieben haben, die Gesundheitsbehörden und -organisationen, schwer. Eigentlich ist Gesundheit unser natürlicher Zustand. Von dem wir jedoch dank unserer immer unnatürlicher werdenden Lebensweise und nicht zuletzt auch der in der gesamten mehr oder weniger zivilisierten Welt üblichen Ernährungsweise derart weit entfernt sind, dass selbst viele unserer Babys nicht mehr gesund auf die Welt kommen.

Gesundheit, das ist vollkommenes Wohlbefinden, körperlich, seelisch, geistig. Ein Zustand, der uns fast allen so unbekannt ist, dass selbst die WHO Gesundheit gemeinhin als „Abwesenheit von Krankheit“ definiert.

Und „relative Gesundheit“ – kann es das geben? Ein bisschen gesund? Ein bisschen schwanger? Krankheit lässt sich relativieren – du kannst ein bisschen krank sein oder schwer krank. Aber entweder du bist schwanger – oder nicht. Entweder du bist gesund – oder eben nicht.

Jedoch – in dieser Welt, in der kaum noch jemand weiss, wie sich wirkliche Gesundheit eigentlich anfühlt und häufiges (ab einem gewissen Alter gar ständiges) eingeschränktes Wohlbefinden (=Krankheit!) als ganz normal empfunden wird, freut sich verständlicherweise schon, wer sich einigermaßen wohl fühlt.

Entsprechend werden auch die diversen zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel nicht nur in „gesund“ (= dem Wohlbefinden förderlich) und „ungesund“ (= dem Wohlbefinden schadend) unterteilt. Denn wer gar nicht wirklich gesund ist, der nimmt die Auswirkungen seiner Nahrung deutlich weniger stark wahr. Wer sich absolut natürlich ernährt, der wird sich schon schlecht fühlen, wenn er nur einmal einen Smoothie trinkt oder gar einen Rohkostriegel isst. Wohingegen ein Küchenrohköstler erst beim Verzehr gekochter Nahrung eine Veränderung zum schlechteren hin wahrnehmen wird und ein Standard-Kochköstler sich nach demselben Smoothie vielleicht gar besser & energiegeladener fühlen wird.

Eigentlich ist es vollkommen klar: wirklich gesunde Nahrung ist natürliche Nahrung – nenn sie Urkost, Naturkost, oder wie du magst. Früchte, Wildkräuter, Gemüse, Samen. Giftfrei gewachsen, reif geerntet, frisch gegessen. Unverarbeitet, unvermischt, weder erhitzt noch gefroren oder künstlich getrocknet.

Auf dem Weg von der üblichen, langgewohnten Zivilisationskost hin zu dieser natürlichen Ernährungsweise gibt es viele mögliche Stationen … genieße die Reise, bleib, wo es dir gefällt und geh weiter, wenn du spürst, dass du noch nicht an deinem Ziel angekommen bist!

Der Weg ist das Ziel

Mein Weg zur Rohkost, zumindest das bewusst zurückgelegte Stück von der Entscheidung für Rohkost zur Umsetzung, war kurz & einfach; die Reise seitdem 100% roh-vegan, voller Genuss!

Jedoch: auch innerhalb einer reinen Rohkost-Ernährung gibt es viele verschiedene Arten, sich zu ernähren. Bessere & weniger gute – oder, anders ausgedrückt: das Wohlbefinden fördernde & andere, weniger gut bekömmliche. Mit der Umstellung auf Rohkost erleben die meisten Menschen zunächst nur positive Veränderungen: gesteigertes Wohlbefinden, mehr Energie, größere Klarheit, das Verschwinden von Krankheitssymptomen. Das liegt vor allem an all dem, den Körper belastenden, was nun nicht mehr gegessen wird. Außerdem steigt im Vergleich zur vorhergehenden, herkömmlichen Ernährung mit der Rohkost die Vitalstoffversorgung rapide an. Im Laufe der Zeit wird der 100% roh ernährte Körper immer reiner. Und immer sensibler für seine Bedürfnisse. Er braucht weniger Nahrung, mag weniger Mischungen, weniger verarbeitete Nahrungsmittel, reagiert auch empfindlicher auf Schadstoffbelastungen und so weiter.

Lieblings-Urkost-Mahl: Durian an Wildkräutern

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mir am besten geht, wenn ich Urkost esse – Früchte, Gemüse, viiiiiiel Grünzeug, vor allem viele Wildkräuter. Das Ganze möglichst so, wie es wächst, nicht zubereitet, wenig gemischt, nicht zu viel. Leider fällt mir das weitere Folgen dieses Weges nicht immer so leicht – je nach (seelischer) Verfassung & dem, was mir das Leben so bringt, esse ich mal mehr, mal weniger optimal. Immer roh zwar (& immer vegan sowieso), denn alles andere betrachte ich schlicht genauso wenig als essbar wie z. B. eine alte Zeitung. Aber eben nicht immer so, wie mein Körper es am liebsten hat.

Manchmal „fliege“ ich mit meiner Ernährung „zu hoch“, weiss nicht wohin mit meinen Energien & Ideen, fühle mich zu wenig geerdet. Dann esse ich mehr „schwerere“ Nahrungsmittel wie z. B. Kerne oder Datteln oder mehr Fettiges wie Avocados. So wie sich in der ersten Zeit mit der Rohkost körperliche Blockaden, Verschlackungen gelöst haben, so lösen sich im Laufe der Zeit (natürlich nicht nur, aber auch durch die Rohkost) auch gefühlsmäßige Knoten. Seelische Entgiftung, sozusagen. Und manchmal fühle ich mich dadurch hochkommenden, schmerzhaften Gefühlen (noch) nicht so recht gewachsen. In solchen Phasen esse ich dann zu viel (= mehr, als mein Körper braucht), zu durcheinander, zu spät abends, falle auf zubereitete Rohkost zurück, zum Betäuben schmerzhafter Gefühle oder als Ersatzbefriedigung für emotionale Bedürfnisse … viele Prägungen, gerade im Zusammenhang mit Essen, sitzen wirklich tief. Und gerade beim Essen merke ich immer wieder, wie weit entfernt vom „Continuum“ (-> Jean Liedloff: Auf der Suche nach dem verlorenen Glück: Gegen die Zerstörung unserer Glücksfähigkeit in der frühen Kindheit) mein ganzes Leben war & ist.

Manchmal sind es auch einfach äußere Anlässe oder die pure Experimentierfreude, die mich essensmäßig von mir weg führen. Kopfzerbrechen bereitet mir das nicht – der Weg ist das Ziel, lehrreich ist er & vor allem macht er Spaß!

Der Anfang

Umstellung & Entgiftung

Die erste Zeit mit rohköstlicher Ernährung ist vermutlich bei jeder gekennzeichnet durch Entgiftungssymptome. Auf welchen Wegen, wie lange & wie stark der Körper entgiftet, ist individuell verschieden. Ich möchte euch von meinen Erfahrungen in den ersten Monaten der Rohkost erzählen.

Da meine Tochter zum Zeitpunkt der Umstellung auf Rohkost noch voll gestillt hat, habe ich auf das häufig empfohlene Fasten verzichtet & statt einer radikalen Umstellung diese stufenweise über etwa 4 Wochen durchgeführt.

Wir haben nach und nach die Mahlzeiten „ausgetauscht“: zuerst das Frühstück, dann das Mittagessen. Zwischenmahlzeiten ohnehin von Anfang an. Brot habe ich zunächst durch Reiswaffeln ersetzt, die dann aber auch schnell weggelassen – im Vergleich zu all den köstlichen Früchten, die jetzt zu unserer täglichen Nahrung gehörten, waren solche trockenen, offensichtlich toten „Lebensmittel“ einfach überhaupt nicht mehr reizvoll.

Ich habe immer sehr gerne Tofu gegessen & dachte zu Beginn der Umstellung, dass mir der Abschied schwerfallen würde. Darum habe ich in der Umstellungsphase bei den letzten gekochten Mahlzeiten praktisch täglich Tofu gegessen. Er ist mir zwar nicht, wie geplant. über geworden dadurch, aber dennoch war es dann völlig unproblematisch & mit keinerlei Verzichtgefühl verbunden, ihn wegzulassen. Wie schon Brot, Reiswaffeln & Co zuvor hatte er im Vergleich zu den neuentdeckten Köstlichkeiten schlicht seinen Reiz verloren. Tatsächlich habe ich nach dieser Umstellungsphase niemals irgendwelche gekochten „Lebensmittel“ vermisst, selbst dann nicht, wenn andere sie in meiner Gegenwart gegessen haben oder ich sie für meinen nicht-rohköstlich lebenden Sohn zubereitet habe. Die Vielfalt des frischen, natürlichen Nahrungsangebots ist einfach so groß, so köstlich, so befriedigend!!!

In jenen ersten Wochen & Monaten der Rohkost brauchte ich noch sehr große Mengen an Nahrung, um mich so satt zu fühlen, wie ich es von meiner bisherigen Ernährung kannte. Obwohl ich wirklich viel aß, auch viele Trockenfrüchte & Nüsse, & obwohl ich schon vorher dünn war, verlor ich dennoch rasch an Gewicht: innerhalb der ersten drei Monate etwa 10kg. Bei einem Gewicht von 45kg (bei 1,70m Größe) blieb mein Gewicht stehen.Mein Körper hatte sämtliches Fett & auch einiges an Muskeln verloren. Innerhalb dieser ersten drei Monate blitzten an verschiedenen Stellen meines Körpers außerdem kurze Erinnerungen an vergangene Erkrankungen auf. Z. B. Magenschmerzen, ganz kurz nur, wie ich sie von zahlreichen früheren Magenschleimhautentzündungen kannte. Ansonsten schien mein Körper durch den Gewichtsverlust zu entgiften; weiter passierte erstmal nichts. Um zu verhindern, dass ich womöglich über die Muttermilch entgiftete, aß ich damals täglich morgens & abends etwas Heilerde.

Im Laufe der folgenden Monate gewöhnte mein Körper sich an die veränderte Ernährung, ich gewöhnte mich an das andere, leichtere Sättigungsgefühl. & ich aß mehr & mehr Grünes. Neben Petersilie, Salaten, Spinat auch Wildkräuter in zunehmender Menge. Wahrscheinlich waren es die Wildkräuter, die die weitere Entgiftung vorantrieben: zuerst bekam ich an mehreren Fingernägeln eiternde Entzündungen, dann – zum ersten Mal während der Stillzeit mit meiner Tochter! – wunde Brustwarzen. Schließlich folgte ein heftiger Schnupfen mit Nebenhöhlenentzündung, der mehrere Wochen lang anhielt, und durch den mein Körper Unmengen von Schleim ausschied – notwendige Reinigung.

Küchenrohkost versus Urkost

Ich kenne viele Rohköstler, die sich schwerer von der Kochkost trennen können & sich deshalb mit rohen Zubereitungen behelfen, mit denen sie versuchen, die vermissten Kochkostgerichte nachzuahmen, zu ersetzen. Rohe Pizza, rohe Brote, rohe Suppen, rohe Torten … mit entsprechendem Aufwand lassen sich unglaubliche Gerichte zubereiten! Ich habe mit Rohkost nie etwas anderes vermisst & bin wohl daher erst einige Monate später auf solche Ideen gekommen. Angeregt von den Kindern: den Großen wollte ich damit ein wenig locken (was leider kaum funktioniert hat); die absolut rohkost-begeisterte Kleine zeigte langsam Interesse für das „andere“ Essen & war glücklich, wenn sie Papa beim Pizza-Essen mit einer rohen Pizza Gesellschaft leisten konnte. Auch gehaltvolle Cremes & Dipps mochte sie sehr. Ebenso Rohkost-Torten, die wir auf Rohkosttreffen kennenlernten. Eine Zeitlang haben wir vieles probiert, & einige Monate lang haben uns eine Handvoll roher Zubereitungen begleitet. Doch nach kurzer Zeit schmeckten sie einfach nicht mehr. Auch habe ich festgestellt, dass ich mich nach dem Genuss von Zubereitetem, Gemischtem meist nicht wohl fühle. Eigentlich kein Wunder, wenn ich mir überlege, welche Mengen & wieviel durcheinander man schon mit einem Stück Rohkosttorte oder ähnlichem zu sich nimmt. Heute bereite ich nur noch ausnahmsweise irgendetwas zu; meist für meine Tochter, die noch immer gern Eiscremes & Süssigkeiten mag. Diese Sachen bestehen dann aber aus maximal fünf unterschiedlichen Zutaten, meist sind es sogar nur zwei oder drei. Nüsse verwenden wir dabei so gut wie gar nicht. Wir ziehen beide die pure Rohkost vor. Meine Tochter mag es schön angerichtet, mir sind die Früchte & Blätter „wie sie sind“ am liebsten. Am besten frisch gepflückt, von der Hand in den Mund!

Markt :)

Mein Weg zur Rohkost

Ernährung war schon fast immer ein Thema für mich; ich bin seit meinen frühen Zwanzigern Vegetarierin, seit 2005 vegan & seit April 2006 ernähre ich mich zu 100% roh-vegan.

Zum letzten Schritt haben meine Kinder mir den Weg gewiesen. Kleine Kinder haben in der Regel noch ein gutes Gespür für das, was ihnen gut tut. Und lehnen daher normalerweise bei Beginn der sogenannten „Beikost“ das gekochte Essen je nach Temperament mehr oder weniger vehement erst einmal ab. Meine Tochter war da sehr deutlich: sie hat bis zum Alter von etwa 19 Monaten abgesehen von wenigen Bissen diverser Früchte jegliche Nahrung außer Muttermilch abgelehnt. Außerdem ist sie mit einer sehr sensiblen „klugen“ Haut gesegnet, die jegliche artfremde Nahrung sofort mit deutlichen Entgiftungssymptomen beantwortet. Was uns nach einem Herbst/Winter mit starker Neurodermitis, Juckreiz & Schmerzen, die sie (& damit auch mich) niemals länger als eine Stunde am Stück schlafen liessen, schliesslich zur Rohkost geführt hat.

Begonnen als hoffnungsvoller Versuch, endlich Heilung für sie zu finden, war nach wenigen Tagen alles klar: ich habe mich so wohl gefühlt mit dieser phantastischen Ernährung, es fühlte sich einfach so RICHTIG an, dass ich wusste: ich werde dabei bleiben! Die Neurodermitis meiner Tochter hat etwas länger gebraucht: nach einigen Wochen war das meiste abgeheilt; der Rest ist in immer leichter verlaufenden, immer seltener auftretenden Schüben im Verlauf der nächsten Monate verschwunden. Und, nachdem sie nun endlich die Nahrung bekam, die ihr Körper wollte, hat sie auch angefangen zu essen.

Was & wie wir essen hat sich seitdem immer weiter entwickelt – darüber später mehr. Für mich ganz klar ist aber: ich bin nach langer Suche bei der richtigen, besten Ernährung angekommen! So einfach & natürlich, voller Leichtigkeit & Genuss!