Viele Jahre mit überwiegend Früchte-Grünzeug-Rohkost mit hohem Anteil an süßen Früchten und wenig Fett, danach knapp ein Jahr ketogene roh-vegane Kost, und nun (wiederum) eine fettarme, schleimarme, energiearme Rohkost, die sich aus Microgreens, Algen, Sprossen, weiterem Grünzeug, Gemüsefrüchten und, in Maßen, süßen Früchten zusammensetzt – was habe ich gelernt? Sind Fette böse? Sind süße Früchte schädlich? Wieviel feste Nahrung brauchen wir tatsächlich? Was nährt uns wirklich? Meine momentane Wahrheit dazu:
Ist Kochkost schädlich?
Eine Frage, die ich immer wieder mal höre. Bzw. die Meinung, dass ein bisschen Kochkost, sofern es einfache, selbst zubereitete, schonend gegarte Gerichte seien, nicht schade. Oder auch, dass „alles“ okay sei, für die Gesundheit, wenn es denn in Maßen genossen werde (wobei „alles“ meist eine subjektive Auswahl ist, die durchaus auch Alkohol, tierische Produkte, Zucker, Industrienahrung, … beinhalten kann.)
Und wie ist meine Antwort darauf?
Gelesen: Natural Eating
Als eine liebe Freundin mir kürzlich dieses Buch empfahl, habe ich nicht lange gezögert: Natural Eating – Natürlich essen -, das ist mein Thema. Also hab ich es mir sofort gekauft – als Kindle eBook, damit ich nicht wochenlang auf die Lieferung bis hierher auf die Insel warten muss – und gelesen. Um es vorwegzunehmen: das Buch steckt voller interessanter Informationen zu unserer Ernährung, große Überraschungen haben mich darin jedoch nicht erwartet. Der Ernährungswissenschaftler Geoff Bond definiert in „Natural Eating. Natürlich fit und gesund essen was der Körper wirklich braucht.“ natürliches Essen als das „Essen in Harmonie mit unserer genetischen Programmierung“.
Relativ gesund?
Was ist Gesundheit? Mit dieser Definition tun sich selbst die, die sich die Gesundheit als Daseinszweck auf ihre Fahnen geschrieben haben, die Gesundheitsbehörden und -organisationen, schwer. Eigentlich ist Gesundheit unser natürlicher Zustand. Von dem wir jedoch dank unserer immer unnatürlicher werdenden Lebensweise und nicht zuletzt auch der in der gesamten mehr oder weniger zivilisierten Welt üblichen Ernährungsweise derart weit entfernt sind, dass selbst viele unserer Babys nicht mehr gesund auf die Welt kommen.
Gesundheit, das ist vollkommenes Wohlbefinden, körperlich, seelisch, geistig. Ein Zustand, der uns fast allen so unbekannt ist, dass selbst die WHO Gesundheit gemeinhin als „Abwesenheit von Krankheit“ definiert.
Und „relative Gesundheit“ – kann es das geben? Ein bisschen gesund? Ein bisschen schwanger? Krankheit lässt sich relativieren – du kannst ein bisschen krank sein oder schwer krank. Aber entweder du bist schwanger – oder nicht. Entweder du bist gesund – oder eben nicht.
Jedoch – in dieser Welt, in der kaum noch jemand weiss, wie sich wirkliche Gesundheit eigentlich anfühlt und häufiges (ab einem gewissen Alter gar ständiges) eingeschränktes Wohlbefinden (=Krankheit!) als ganz normal empfunden wird, freut sich verständlicherweise schon, wer sich einigermaßen wohl fühlt.
Entsprechend werden auch die diversen zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel nicht nur in „gesund“ (= dem Wohlbefinden förderlich) und „ungesund“ (= dem Wohlbefinden schadend) unterteilt. Denn wer gar nicht wirklich gesund ist, der nimmt die Auswirkungen seiner Nahrung deutlich weniger stark wahr. Wer sich absolut natürlich ernährt, der wird sich schon schlecht fühlen, wenn er nur einmal einen Smoothie trinkt oder gar einen Rohkostriegel isst. Wohingegen ein Küchenrohköstler erst beim Verzehr gekochter Nahrung eine Veränderung zum schlechteren hin wahrnehmen wird und ein Standard-Kochköstler sich nach demselben Smoothie vielleicht gar besser & energiegeladener fühlen wird.
Eigentlich ist es vollkommen klar: wirklich gesunde Nahrung ist natürliche Nahrung – nenn sie Urkost, Naturkost, oder wie du magst. Früchte, Wildkräuter, Gemüse, Samen. Giftfrei gewachsen, reif geerntet, frisch gegessen. Unverarbeitet, unvermischt, weder erhitzt noch gefroren oder künstlich getrocknet.
Auf dem Weg von der üblichen, langgewohnten Zivilisationskost hin zu dieser natürlichen Ernährungsweise gibt es viele mögliche Stationen … genieße die Reise, bleib, wo es dir gefällt und geh weiter, wenn du spürst, dass du noch nicht an deinem Ziel angekommen bist!
Elemente natürlicher Ernährung
Sich natürlich zu ernähren – das ist viel mehr als nur roh & vegan zu essen.
In der Natur gibt es keine Supermärkte und Fruchtversender, über die du alles zu jeder Jahreszeit beziehen kannst. Natürlich essen – das beinhaltet auch ein jahreszeitlich wechselndes Sortiment. Regional und saisonal essen. Statt, wie bei uns weit verbreitet, im Winter besonders üppig zu essen, stellt diese Jahreszeit eigentlich eine durch die Natur bedingte Fastenzeit, eine karge Zeit dar.
Falls du die Möglichkeit hast, selber anzubauen – nutze sie! Das bietet dir erstens naturnähere, hochwertigere Nahrung, als im Handel erhältlich und macht dich zweitens unabhängiger. Dein eigenes Essen anzubauen ist fast so gut wie selber Geld zu drucken!
Möglichst viele Wildkräuter/-früchte sammeln!
Nicht nur bei der Nahrungsauswahl, auch beim Essverhalten lässt sich unser Wohlbefinden durch naturnähere Gewohnheiten positiv beeinflussen:
Essen nach Hunger statt geregelter Mahlzeiten nach der Uhr. Nahrungsauswahl nach Appetit; es muss nicht unbedingt die ganze Familie zur gleichen Zeit das Gleiche essen.
Nicht nachts essen. Unter natürlichen Bedingungen würdest du nichts pflücken & essen, was du nicht zweifelsfrei sehen/erkennen kannst.
Essen um Hunger zu stillen, andere Bedürfnisse auf andere, angemessenere Art, befriedigen. Neue Geschmäcker ausprobieren. Persönliche Erfahrung höher bewerten als anderer Leute Lehren.
Was macht für dich eine natürliche Ernährung aus?
Die optimale Ernährung
Auch wenn wir uns in unserem Lebensstil oft weit von ihr entfernt haben … wir sind natürliche Wesen, genau wie alle anderen Tiere. Unser Körper weiss genau, was er braucht & was nicht. Wenn wir auf ihn hören, seine Signale ernst nehmen, zeigt er uns, was ihm gut tut & was nicht. Was er braucht, ob er genug bekommt, ob ihm etwas fehlt.
Kein Tier käme auf die Idee, seine Nahrung vor dem Verzehr zu wiegen, Kalorien nachzuschlagen oder vor dem Essen zu überlegen, ob denn in den Früchten auch ausreichend Vitamine drin sind & es daher empfehlenswert ist, sie zu essen. Trotzdem ernähren sich Tiere, die frei in ihrem natürlichen Lebensraum leben, absolut ausgewogen – ihr Instinkt zeigt ihnen, was die für sie richtige Nahrung ist & wieviel sie davon brauchen.
Nun gut, wir leben halt nicht in einem „natürlichen Lebensraum“ & sind umgeben von allen möglichen sogenannten Lebensmitteln, die mit Natur & Bedarf absolut nichts zu tun haben. Hier den Kopf zwischenzuschalten & zu erkennen, welche Nahrungsmittel denn zu unserem natürlichen Spektrum gehören, macht daher sicher Sinn. Von da an jedoch sollten wir die Regie wieder an unseren Körper zurückgeben. Statt sie an andere Menschen, medizinische Empfehlungen, wissenschaftliche Erkenntnisse abzugeben.
Ernährungswissenschaftler, Mediziner & andere analysieren & messen unsere Nahrungsmittel & unsere Körper, finden dabei etliche definierbare Bestandteile unserer Nahrung (Vitamine, Mineralstoffe usw) & entwickeln Theorien darüber, wieviel wovon unser Körper genau braucht, um optimal funktionieren zu können. Sicher sind manche dieser Erkenntnisse dem Menschen in seinem naturfernen Leben hilfreich … wie z. B. das Wissen um den Bedarf an Vitamin C, ohne dessen Deckung, also ohne ausreichend frische pflanzliche Nahrung, beispielsweise Seefahrer in früheren Zeiten an Skorbut erkrankt sind.
Ob es jedoch Sinn macht, sich eine „optimale“ Ernährung auf Basis von Laborwerten zusammenzurechnen & sich nur sicher & gut genährt zu fühlen, wenn alle wissenschaftlichen Anforderungen erfüllt sind??? Unsere natürliche Nahrung – Früchte & grüne Blätter – ist soviel mehr als die Summe ihrer messbaren Bestandteile!
Wenn an Empfehlungen, Vorgaben orientieren – an welchen dann? Wer definiert die Werte? Warum unterscheiden sie sich von Land zu Land? Der definierte Bedarf an manchen Vitalstoffen ist gleichzeitig abhängig von dem, was du isst. Als Veganer oder Rohköstler brauchst du von manchem weniger als ein Kochköstler/Fleischesser. Dein eigener Bedarf variiert, je nach Lebenssituation. In stressigen Lebenslagen braucht dein Körper höhere Mengen mancher Vitalstoffe. Je besser dein Körper die in der Nahrung enthaltenen Nährstoffe assimilieren kann, desto weniger davon (sowohl von der Nahrung an sich als auch von den definierten Vitalstoffen) musst du aufnehmen. Je länger du dich natürlich ernährst, umso besser wird diese Fähigkeit deines Körpers – und um so weniger Nahrung braucht er daher im Laufe der Jahre. Diese Beobachtung haben schon viele langjährige RohköstlerInnen gemacht.
Eine optimale Ernährung für jeden Menschen – die lässt sich meiner Meinung nach zwar eingrenzen: ich glaube, sie sollte vegan, roh, so frisch wie möglich, frei von chemischer Behandlung, naturbelassen = unverarbeitet sein. Eher fettarm. Und ungemischt. Alles andere – was genau in welchen Mengen – ist abhängig von so vielen Faktoren, dass jedeR es für sich selbst herausfinden muss. Und es sich je nach Lebenssituation auch immer mal wieder ändern kann.
Unter Berücksichtigung jahrelanger körperlicher, emotionaler & sozialer Prägungen durch eine unnatürliche Ernährungsweise gibt es auf dem Weg zu einer derartigen (natürlichen!) Ernährung viele mögliche Stufen, die meistens schon so viel besser, gesundheitsförderlicher, sind als die vorhergehenden Gewohnheiten, dass sie uns jeweils optimal erscheinen. Und häufig auch die Basis liefern, um uns unsere sich weiterentwickelnden Bedürfnisse hin zu einer noch besseren Ernährung deutlich zu machen. Wer weiss, wohin mein Weg mich noch führt & welche Steigerungen meiner Optimal-Vorstellungen noch kommen mögen 🙂
Vertraue dir selbst!
Was du isst, verändert die Welt!
Hast du schon einmal darüber nachgedacht, welchen Einfluss deine Nahrungsauswahl auf die Mitwelt hat? Vegane Rohkost, Früchte, zu essen, ist nicht nur besser für dein Karma & dein Gewissen, sondern hat auch ganz reale positive Konsequenzen für den Erhalt unserer Welt. Genau wie alles, was auf deinem Teller landet, nicht nur eine Bedeutung für dich & deine Gesundheit sondern vor allem auch für die Gesundheit unseres Planeten & damit aller seiner Lebewesen hat.