Emotionales Essen

Comfort food, Trostessen – schweres, schwerdauliches Essen. Ein weitverbreiteter Versuch des Umgangs mit schmerzhaften Gefühlen. Uns mit Essen trösten, oder besser: unsere Gefühle mit Essen betäuben – wieso funktioniert das eigentlich?

Wir haben nur begrenzte Nervenkapazitäten. Essen zu verdauen & Emotionen zu verarbeiten braucht beides so viel unserer Energien, dass es gleichzeitig nicht geht. Wie Douglas Graham im „80/10/10“-Buch so schön veranschaulicht, ist das gut bei Beerdigungen zu beobachten: manche Gäste sind so aufgewühlt, dass sie keinen Bissen herunterbekommen, andere können nicht aufhören zu essen.

Wenn wir unsere Ernährung umstellen, vegetarisch werden, vegan oder roh, spüren wir nach und nach (oder plötzlich, je nach Art der Umstellung) unsere Gefühle (wieder). Zweifellos eine Erfahrung, die die Umstellung schwer machen kann. Manche fallen deshalb wieder zurück in ihre vorigen Essgewohnheiten. Oder versuchen, einen Ausgleich innerhalb der Rohkost zu finden, zum Beispiel durch das Essen großer Mengen von Nüssen oder Ähnlichem. Früchte, so lecker & befriedigend sie auch sind, sind jedenfalls nicht geeignet, uns derart zu betäuben.

Die wirkliche Lösung ist einfach, wenngleich nicht unbedingt leicht: behalte dein emotionales Gleichgewicht & lerne (wieder), deine Gefühle zu leben!

Die gute Nachricht: du musst nicht den ganzen Weg mit einem Schritt zurücklegen. Manche gestalten ihre Rohkostreise mit viel Hin & Her zwischen Roh- und Kochkost. Ich bin zwar seit meinem ersten Tag roh geblieben, habe zu Beginn aber tatsächlich große Mengen an Nüssen & Trockenfrüchten gegessen & hatte in den darauffolgenden Jahren immer wieder Phasen mit vielen Zubereitungen, zu viel Fett usw … interessanterweise definiert sich „comfort food“, Trostessen, im Laufe der Zeit immer wieder neu. Die als schwer, erdend, empfundenen Speisen sind bei mir tatsächlich immer leichter geworden: einfachere Zubereitungen, Mischungen aus wenigen Zutaten, einfach nur noch Fettfrüchte – manchmal fühle ich mich schon „schwer“, wenn ich eine Mahlzeit aus mehreren Zutaten esse.

Ergänzung, September 2019: Mittlerweile taugen Zubereitungen wie im Keto eBook schon als Seelentröster, anderes, wie meine Festtags-Gourmetzubereitungen mag ich schon seit langer Zeit überhaupt nicht mehr essen.

Als angenehm erdend, ausgleichend, ohne zu beschweren, empfinde ich nach wie vor Grünzeug.




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