Du hast ein Baby oder Kleinkind, das noch stillt und möchtest deine Ernährung auf Rohkost umstellen? Und du fragst dich, ob das möglich ist. Ob es deinem Kind schaden könnte. Ob deine Milch dadurch belastet wird, oder weniger werden könnte. Ob du besser warten solltest, bis dein Kind sich abgestillt hat, oder wie du die Umstellung am besten gestaltest. Ob du dein kleines Kind denn mit Rohkost ernähren kannst, von Anfang an.
Weil mir diese Fragen in letzter Zeit so häufig begegnen, schreibe ich hier noch mal meine Erfahrungen zu dem Thema zusammen.
Ich selbst habe während der Stillzeit umgestellt. Mein Kind war zu dem Zeitpunkt zwar bereits 18 Monate alt, hat sich aber noch voll gestillt, also zu 100% von meiner Milch ernährt. Wenn du nach Bedarf stillst und auch bereit bist, das beizubehalten, sei dir dessen bewusst, dass eure Stillbeziehung möglicherweise viele Jahren dauern wird. Bei uns (also bei mir und diesem Kind) waren es insgesamt sieben Jahre – natürlich mit nachlassender Häufigkeit 😉 . Mindestens während der ersten zwei bis zweieinhalb Jahre war Muttermilch aber für sie der wesentliche Teil ihrer Nahrung, danach hat dann die feste Nahrung mehr Bedeutung zum Sattwerden gewonnen. Mein erstes Kind hat sich hingegen schon viel früher abgestillt. Dennoch – darauf zu warten, dass die Stillzeit vorüber ist, bevor du umstellst, kann eventuell lange dauern. Vor allem, wenn du noch weitere Kinder möchtest.
In unserem Fall war der Anlass für die Umstellung die sehr schlimme Neurodermitis meiner Tochter, die sich anders nicht in den Griff bekommen ließ. Es begann, als sie ca. 4-5 Monate alt war und entwickelte sich über die folgenden Monate bis zu einem Zustand, in dem sie Ekzeme von Kopf bis Fuß hatte, nie länger als eine Stunde am Stück schlafen konnte, weil alles juckte und schmerzte, und in der sie das Lachen fast völlig verlernt hatte. Die einzige feste Nahrung, an der sie überhaupt mal bisschen gelutscht hat, waren frische Früchte. Alles gekochte (es gab damals gekocht vegan bei uns) hat sie überhaupt nicht interessiert.
Für mich war klar, dass es einen Zusammenhang mit der Ernährung gibt bei Neurodermitis, und es musste dann also wohl meine Ernährung sein. Folglich hab ich die umgestellt. Um diese Hintergrundgeschichte abzukürzen: die Umstellung hat ihr geholfen, ihre Haut ist geheilt, sie hat wieder geschlafen, und vor allem wieder lachen gelernt.
Das heisst, bei uns war die Frage gar nicht, ob ich während oder nach der Stillzeit umstelle. Sondern nur, wie ich die Umstellung am besten gestalte. Aus meiner damaligen Erfahrung heraus kann ich jedoch eindeutig nur zuraten: die Umstellung auf Rohkost hat sowohl mir als auch meinem Stillkind so gut getan!
Wie lässt sich die Umstellung auf Rohkost in der Stillzeit sinnvoll & schonend gestalten?
Auch ich hatte damals Sorgen wegen der Entgiftung meines Körpers und den möglichen Auswirkungen. Ich wollte mein Kind ja nicht noch mehr belasten. Zwar hatte ich keine gesundheitlichen Beschwerden, aber natürlich schon viele Jahre lang Standardkost gegessen, und im Laufe meines Lebens auch so manche andere Gifte mitgenommen.
Deshalb habe ich über einen Zeitraum von drei oder vier Wochen umstellt. Erst roh gefrühgestückt und als Zwischenmahlzeiten nur noch Früchte oder Trockenfrüchte. Dann mittags auch roh. Die Abendmahlzeit hab ich als letztes umgestellt.
Außerdem habe ich während der ersten Monate mit Rohkost Heilerde gegessen. Mit Wasser angerührt, morgens und abends je einen Teelöffel voll. Heilerde bindet Schadstoffe und hilft, sie über den Darm auszuscheiden (statt z. B. über die Muttermilch). Das hab ich solange gemacht, wie mir die Erde geschmeckt hat. Meine Tochter mochte die Erde übrigens auch sehr gern, und hat sie am liebsten gleich löffelweise gefuttert.
Nebeneffekte bei mir während der Umstellung:
– während der Umstellung: je mehr ich roh gegessen habe, desto weniger mochte ich gekochtes. Es schließlich ganz wegzulassen, war überhaupt kein Problem, und ich hab es auch seit nunmehr 12,5 Jahren niemals wieder vermisst.
– mir ging es dermaßen gut, dass für mich von Anfang an klar war: das ist meine Ernährung, dabei bleibe ich. Selbst wenn es nicht die Lösung für meine Tochter sein sollte. Was es ja aber glücklicherweise auch war.
Entgiftung bei mir und bei meiner Tochter
Außer, dass ich in den ersten zehn Wochen rund 10kg Gewicht verloren habe (was nicht nötig gewesen wäre; ich war schon vorher sehr schlank), hatte ich in der ersten Zeit keine großartigen Entgiftungssymptome.
Meine Tochter hat in derselben Zeit 1kg Gewicht verloren (was für sie natürlich recht viel war.) Gleichzeitig ging es ihr aber, siehe oben, so viel besser, dass mir das überhaupt keine Sorgen gemacht hat. Sie hat dann auch gleich wieder angefangen zuzunehmen. Und, nebenbei, nachdem es endlich „echte Nahrung“ gab, auch langsam angefangen, zu essen.
Dieser Gewichtsverlust ist auch eine Art der Entgiftung: der Körper baut ab, was nicht optimal gebaut wurde. Und ersetzt das dann, baut sich neu auf. Ich glaube nicht, dass er soviel abbauen würde, dass es gefährlich für dich wird, oder dass deine Milchproduktion nachlässt. Aber falls dir das Sorgen macht – du nimmst ja nicht schlagartig sondern nach und nach ab und kannst das zur Not jederzeit durch weniger stark entgiftende Nahrung abbremsen.
Auch würde ich die anfängliche Rohkosternährung gerade während der Stillzeit nicht nur aus süßen Früchten gestalten. Sondern auf jeden Fall Grünes essen: Salate, Spinat, Brokkoli, Grünkohl, Kräuter, Wildkräuter, Algen. Auch Gemüsefrüchte wie Zucchini und Gurke, und andere Gemüse. Ausreichend Fettfrüchte ebenfalls, auch Nüsse und Samen – jedoch möglichst nicht in Kombination mit süßen Früchten.
Iss immer genug um satt zu sein. Orientiere dich an den Signalen deines Körpers statt an geregelten Essenszeiten. Sorge für Abwechslung, um herauszufinden, was du brauchst, was dir gut tut.
Mit einer natürlichen Ernährungsweise entfällt nebenbei auch die Notwendigkeit des von dir gesteuerten Zufütterns deines Kindes. Lass es einfach dabei sein, wenn du isst. Und probieren, falls es von sich aus Interesse zeigt. Aus einer Auswahl natürlicher, naturbelassener Nahrung wird es sich das auswählen, was es gerade braucht. Unser Körper zeigt uns, was er braucht – und kleine Kinder haben diese Instinkte noch bzw. nehmen sie wahr, solange wir sie ihnen nicht abtrainieren.
Und: dein Kind wird von deinen Ernährungsgewohnheiten lernen. Wenn es schon in der Anfangszeit mit suchterzeugender Kochkost aufwächst, wird es das kaum so einfach wieder loslassen wollen. Viel einfacher ist es da, wenn es von Anfang an vegane Rohkost bekommt. Du wirst vermutlich auch feststellen, dass die „ständigen Infekte“, die viele Kinder haben und die alle Welt für normal hält, gar nicht sein müssen. Meine Tochter war nur höchst selten einmal krank, und wenn doch, dann ging es wesentlich schneller vorbei als bei den Kindern um uns herum, die immer gleich tagelang flachlagen.
In der Welt um euch herum werden ihnen natürlich früher oder später auch andere Möglichkeiten begegnen, die sie ausprobieren wollen werden. Sie haben dann aber die Chance, selber zu spüren, welche Auswirkungen das hat und auf der Basis ihre Entscheidungen zu treffen.
Falls du weitere Fragen dazu hast, hinterlass gern einen Kommentar, oder schreib mir eine Nachricht. Auch wenn du eine persönliche Begleitung für deine Umstellung oder dein rohköstliches Leben mit Kind(ern) wünscht, melde dich gerne bei mir!
[Eigenwerbung] Vielleicht interessieren dich auch meine eBooks zum Thema „Rohkost mit Kindern“ – die du hier findest.Aus der allerersten Anfangszeit dieses Blogs gibt es ebenfalls noch ein paar Artikel zu unserem Rohkostbeginn und die Zeit der Umstellung: Mein Weg zur Rohkost und Der Anfang.
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